Der Humorvolle

Der Architekt Volkwin Marg arbeitete bei der Gründung des Architekturbüros gmp mit einer fingierten Sekretärin.

Einer unserer ersten Gesprächspartner für jobLESE war der Architekt Volkwin Marg, Mitbegründer des Architekturbüros gmp in Hamburg – ein Mann mit Humor, der uns mit seiner spontanen Bereitschaft, uns an einem späten, sonnigen Freitagnachmittag ein Interview zu geben, ziemlich überraschte. Geboren 1936 in Königsberg, aufgewachsen in Danzig, verbrachte er die Jugend in der DDR. „Kurz vor dem Mauerbau bin ich nach Westberlin getürmt, dort wollte ich Denkmalpflege studieren. Da wurde ich erst mal ausgelacht. Das Fach gab‘s im Westen nämlich gar nicht.“

Als Alternative bot sich Architektur an. Seinem späteren Partner Meinhard von Gerkan begegnete er beim Studium in Braunschweig, mit dem er 1965 das Büro „von Gerkan, Marg und Partner“ (gmp) gründete. Mit einem Zimmer mit noblem Eingang in einem schönen Stadtteil in Hamburg, einem selbstgebastelten Besprechungstisch und einer Flasche Cognac fing alles an. „Die damalige Frau meines Partners hat sich immer als Sekretärin verkleidet. Wenn Besuch da war, versteckte sie sich in der Besenkammer und hämmerte kräftig auf ihrer Schreibmaschine herum.“ Die fingierte Betriebsamkeit rechnete sich. Schon bald versammelten sich die ersten vermeintlichen „Bauherren“ um den Besprechungstisch samt Cognac. „Dass das Vertreter waren, die uns was verkaufen wollten, haben wir erst später kapiert.“ Dennoch ging es bereits im ersten Jahr nach der Gründung steil bergauf.
Schon bald mussten die Büroräume vergrößert und die getarnte Sekretärin gegen eine „echte“ ausgetauscht werden. Architektur sei ein Traumberuf, sagt Marg mit Blick auf seine über vierzig Jahre währende Karriere. „Eigentlich arbeite ich nie, bei mir ist das wie bei einem kleinen Kind, das morgens in den Sandkasten geht. Es formt und konstruiert den ganzen Tag lang, wird von anderen mal mit Sand beschmissen oder mit dem Schäufelchen gehauen und ist abends total erschöpft. Es will aber am nächsten Tag wieder in den Sandkasten.“
„Dass die cognac-trinkenden Bauherren Vertreter waren, die uns was verkaufen wollten, haben wir erst später kapiert.“

Volkwin Marg, Gründer des Architekturbüros gmp
„Es war eine politische Herausforderung.“

Volkwin Marg sprach mit dem Goethe-Institut über den Bau des National Stadion Warsaw in Warschau.

„Verkehrte Welt von Entwerfer und Ingenieur?“
Bernd Pastuschka im Gespräch mit Volkwin Marg und Werner Sobek über das Verhältnis von Architekten und Ingenieuren.
„Die russischen Stadien machen mir Sorgen.“
Volkwin Marg ist zu Gast beim Radiosender SWR1 und stellt sich den Fragen zu Fußball, Stadien und Architektur.

Die Ritterin

Die französische Architektin Françoise-Hélène Jourda wurde für ihre architektonische Arbeit 2009 zur Ritterin der französischen Ehrenlegion geschlagen.

Die französische Architektin Françoise-Hélène Jourda sagte unserer Interviewanfrage unumwunden zu. Das hat nicht nur etwas mit dem Umstand zu tun, dass jobLESE-Autor Dr. Irving Wolther, den sie in ihrem Büro in Paris empfing, fließend Französisch spricht. Françoise-Hélène Jourda ist eine aufgeschlossene, gut gekleidete Dame, die eine enge Beziehung zu Deutschland hat, was wohl mit ihrem „typisch deutschen“ Thema zu tun hat: Sie gilt als Pionierin des nachhaltigen Bauens in Frankreich. „Wir stecken in Sachen nachhaltiger Architektur noch in den Kinderschuhen und viele meiner renommierten Kolleginnen und Kollegen tun sich damit ausgesprochen schwer.

Unter den führenden Architekten in Frankreich bin ich ziemlich allein auf weiter Flur“, sagt sie. Wie ist sie ausgerechnet auf dieses Thema gekommen? „Das hat mit einigen privaten Entscheidungen zu tun. Und ein bisschen mit Zufall. Als ich studiert habe, steckte Europa mitten in der Ölkrise und Solararchitektur und bioklimatische Architektur standen hoch im Kurs. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und gewann 1980 den ersten europäischen Wettbewerb für passive Sonnenenergie.“ Das hat sie dazu bewogen, sich systematisch in diese Richtung fortzubilden. Von der französischen Regierung war hier keine Unterstützung zu erwarten ; also fing sie an, nach dem Try-and-Error-Prinzip zu arbeiten.
„Wir stecken in Sachen nachhaltiger Architektur noch in den Kinderschuhen.“
„Ich finde es schrecklich, als Rabenmutter abgestempelt zu werden, wenn man sein Kind in Obhut gibt!“
„Für Theater, Kino, Hobbys bleibt keine Zeit mehr.“
„Als ich studiert habe, steckte Europa mitten in der Ölkrise und Solararchitektur und bioklimatische Architektur standen hoch im Kurs.“
1989 baute sie schließlich  in Stuttgart ihr erstes bioklimatisches Haus. Für ihre architektonische Arbeit wurde sie 2009 zur Ritterin der französischen Ehrenlegion geschlagen. Françoise-Hélène Jourda hat vier Kinder, auch sie muss dafür kämpfen, um ihre Berufung leben zu können. „Für Theater, Kino, Hobbys bleibt keine Zeit mehr. Dennoch ist es in Frankreich im Vergleich zu Deutschland einfacher, weil es hier viel mehr Betreuungsangebote für Kinder gibt“, erklärt sie. „Vor allem aber lastet nicht dieser extreme gesellschaftliche Druck auf den Frauen wie in Deutschland und Österreich, wo man gleich als Rabenmutter abgestempelt wird, wenn man sein Kind in Obhut gibt. Ich finde das schrecklich!“